Alles das mag für
diese Weltgeschichte bedeutend sein. Aber es gibt nur
einen Sieg, der wirklich das Schicksal der ganzen
Menschheit wendet.
Das ist der Sieg des Gottessohnes auf Golgatha. Wir
sitzen im
Todesbunker. Wir mögen an den Gittern unserer Kerker
rütteln. Wir
kommen nicht heraus. Wir mögen versuchen, die Türen
aufzubrechen. Es
gelingt uns nicht der Ausbruch aus Tod und Verdammnis.
Aussichtslos!
Zudem sind wir mit schweren Ketten der Sünde gebunden.
Wir
Menschen
sind in dieser Welt hilfloser als Frauen und Greise in
einer belagerten
Stadt im alten Griechenland. Aber Jesus zahlte mit
seinem Tode
für
unser Leben. Jesus zerriss die Kette unserer Sünde. Er
öffnete unseren
Todesbunker. Er brach auch aus unserem Grabe, denn Jesus
hat unseren
Tod gelitten. Nicht seinen Tod, den er verdient hätte;
er hat
unseren
Tod durchlitten, und er hat sich in unser Grab legen
lassen. Als er es
am Ostermorgen aufbrach, da hat er das Grab gesprengt
und wir sind
nicht mehr im Todesbunker gefangen. Die dass bezeugen,
sind
Euangelistai, sind Siegesboten, und ihre Botschaft ist
Evangelium, ist
Siegesbotschaft. Ihre Botschaft ist keine Elegie,
erfüllt von
Schwermut, Missmut und Traurigkeit, sondern ist eine
Predigt - das Wort
"Predigt" kommt vom lateinischen Worte "präedikatio" -
Lobpreis Gottes,
Friede und Freude im Heiligen Geist. Darum, meine lieben
Brüder und
Schwestern, dürfen wir auf die Kanzel steigen als
Siegesboten,
zwar
nicht eines Sieges, den wir errungen hätten. Wir selbst
haben
eine
Niederlage nach der anderen zu verbuchen. Aber draußen
vor
der Stadt
hat Jesus in Einsamkeit, als ihn alle Jünger verlassen
hatten
und
geflohen waren, diesen Sieg errungen, und um seines
Sieges willen
dürfen wir ausrufen: "Freut euch! Nun gehört dieser
Sieg uns! Er ist
uns geschenkt!" Es kann keinem Sünder gelingen, seine
Sünde zu löschen,
aber der Sohn Gottes kann unsere Sünde, deine und meine
Sünde, löschen.
Er hat sie gesühnt und uns zu seiner Erlösung
berufen. Darum kann es
außer dem Siege, den der Gottessohn errungen hat, keine
andere
Siegesbotschaft geben; kein anderes Evangelium!
Warum ist die Bultmannsche Deutung des Neuen Testamentes
kein
Evangelium?
(Wenn ich "Bultmann" sage, meine ich nicht nur den
einzelnen Theologen,
sondern alle jene, die so lehren wie er und die
versuchen, so zu
predigen wie er).) Warum ist die Bultmannsche Deutung
des Neuen
Testamentes kein Evangelium? Deswegen, weil Bultmann die
Gottessohnschaft des Jesus von Nazareth bestreitet und
weil er
infolgedessen auch die Gültigkeit des Golgathatodes als
Sühnetod
leugnet: "Welch primitive Mythologie, dass ein
menschgewordenes
Gotteswesen durch sein Blut die Sünden der Menschen
sühnt..." - Das ist
die totale Kampfansage gegen die Offenbarungswahrheit
Gottes, und es
ist - man muss es offen aussprechen - der totale
Selbstverzicht auf die
Barmherzigkeit Gottes durch das Kreuz unseres Erlösers.
Was
will aber
Bultmann dann noch predigen? Was will er denn noch
sagen? Ich fassen
seine Gedankengänge in drei Sätzen zusammen: