Bekenntnisbewegung
"Kein anderes Evangelium"
Lübbecke

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Geschichte (3)

Warum nannte Jesus seine Botschaft "Evangelium"?
Meist übersetzen wir dieses Wort - und das ist sprachlich richtig - mit "Frohe Botschaft!" Aber dieses Wort ist nicht umfassend genug. Es bedeutet in der Antike viel, viel mehr als nur eine gute Botschaft, eine fröhliche oder frohe Botschaft. Was es wirklich bedeutet, möchte ich deutlich machen aus der Geschichte Griechenlands, wo dieses Wort entstanden ist. In Griechenland gab es Stadtstaaten. Jede Stadt hatte ihren eigenen Staat. Und immer wieder bekriegten sie sich gegenseitig, immer wieder passierten Überfälle. Und wenn dann eine Stadt erfuhr, dass der Feind anrückte, zogen alle Männer, die überhaupt ein Schwert führen konnten, aus, um ihre Stadt zu verteidigen und den Feind möglichst weit draußen auf dem Schlachtfeld abzuwehren. In dieser Zeit gab es bange Stunden, manchmal bange Tage. Die Frauen, die daheim geblieben waren, versammelten sich an Haustüren und Stadttoren. Sie legten Trauerkleider an und mussten damit rechnen, am Abend Witwe zu sein. Ihre Kinder könnten als Sklaven verkauft werden und sie selbst der Brutalität des Feindes ausgesetzt sein, aller Habe und ihrer Freiheit beraubt, und ihre Stadt nur noch ein schwelender Haufe Asche. - Wenn dann aber die Schlacht gewonnen und die Abwehr gelungen war, dann schickte man vom Schlachtfeld einen Soldaten, um der Heimatstadt zu sagen: "Wir haben gesiegt!" Dieser Mann lief manchmal einen ganzen Tag. Wir kennen ja die berühmte Geschichte des Läufers von Marathon, der nach dem Sieg des Miltiades über die Perser nach Athen lief: 42,2 Kilometer weit. Sein Lauf wurde zur olympischen Disziplin. Wenn solch ein Siegesbote in der Stadt eintraf, dann hätte er kein Wort zu sagen brauchen. Schon seine Haltung sagte, was geschehen war. Er hatte seine Speerspitze mit Lorbeer geschmückt, sein Haupt war bekränzt, sein Antlitz strahlte. Er reckte seine Hand empor zur Begrüßung und sagte nur zwei Worte: "Chairete, nikomen!" Auf Deutsch: "Freut euch! Wir haben gesiegt!" In diesem Augenblick schwand alle Angst. Die Tore wurden geöffnet, die Barrikaden weggeräumt und die Trauerkleider abgelegt. Die Frauen bereiteten den Empfang ihrer siegreichen Männer vor. Diese beiden Worte "Freut euch, wir haben gesiegt" hießen "Evangelion"; in unserer Sprache: Evangelium. Und der Siegesbote vom Schlachtfeld hieß "Evangelistes". Darum ist die Übersetzung "Evangelium = frohe Botschaft" zwar richtig, aber nicht umfassend genug. Siegesbotschaft, das ist das Evangelium. Es gab in der Weltgeschichte viele Siege und Niederlagen von hoher Bedeutung, etwa dass die Athener über die Perser damals bei Marathon, 490 vor Christus, gesiegt haben, dass die Deutschen bei Sedan siegten und die Franzosen an der Marne, dass die Engländer bei Diepe siegten und die Russen in Stalingrad.