Bekenntnisbewegung
"Kein anderes Evangelium"
Lübbecke

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Geschichte (1)

Meine lieben Schwestern und Brüder, heute, nach zwanzig Jahren, ist es leider noch viel offensichtlicher, dass trotz unserer großartigen Kirchenordnung, die wir haben und zu der wir stehen, im Augenblick und nun schon seit über zwanzig Jahren die beiden Verkündigungsinhalte in unserer Kirche total auseinanderklaffen. Ich weiß, dass es damals selbst die Brüder unserer Kirchenleitung - ich sage : Brüder! - die Brüder unserer Kirchenleitung auf das Tiefste erschüttert hat, als ich damals in der Westfalenhalle zur Begründung, warum wir es wagten, euch alle damals einzuladen - und diese Begründung ist bis heute geblieben - dass ich damals aus einer religionspädagogischen Zeitschrift einen Passus eines Professors Hartmann vorlas, der hier in Dortmund unsere zukünftigen Religionslehrer unterrichtete und für ihren Dienst an den uns von Gott anvertrauten Kindern vorbereitete. Dieser Professor Hartmann -und er war, wie es sich hinterher herausstellte, bei der Kundgebung selbst dabei und kam anschließend zu mir - bestreitet ausdrücklich, und zwar mit so eindeutigen Worten, dass man daran nichts deuteln kann, die Gottessohnschaft des Jesus von Nazareth. "Wir müssen", schrieb er, "klipp und klar sagen: Jesus war Mensch und nichts als Mensch. Was Menschen nicht vermögen, kann auch Jesus nicht getan haben."
In diesen zwanzig Jahren aber ist diese Theologie, wenn man sie überhaupt noch mit diesem schönen Ausdruck bezeichnen will, noch ausgeufert. So hat mittlerweile die sogenannte Existentialinterpretation neutestamentlicher Texte - ich werde gleich noch versuchen darzustellen, was das eigentlich ist - böse Früchte getragen, zum Beispiel den Feminismus, der so weit geht, dass es eine fatale Sache sei, dass in der Heiligen Schrift Gott als Vater bezeichnet wird. Die ganze Bibel sei viel zu männlich. Das sei keine Gleichberechtigung. Und so müsse man mindestens, wenn man von der dritten Person der Gottheit spräche, sagen: die Heilige Geistin. Bis zu diesen abstrusen Verirrungen hat uns die modernistische Theologie geführt. Als Bultmann einige Jahre nach der Gründung der Bekenntnisbewegung seine Schüler unter die Lupe nahm, gab er ihnen Zensuren. Mittlerweile waren sie vielfach schon selbst Universitätsprofessoren. Die Eins gab Bultmann seinem Schüler und späteren Kollegen in Mainz, dem Professor Herbert Braun, der die Existenz Gottes überhaupt bestreitet. Gott sei eine Chiffre. Er war also beim Atheismus und Materialismus gelandet.